von Erwin Hoheisel
Nur für kurze Zeit, während der Kriegsjahre 1939 bis 1942, besaß Alt-St. Nikolai auf dem Römerberg ein von der Glockengießerei Franz Schilling Söhne in Apolda gegossenes, auf g1 gestimmtes Glockenspiel (Carillon), das jedoch zu Rüstungszwecken abgeliefert werden musste. Von den ursprünglich 35 Glocken kehrten 1947 immerhin 27 aus dem Hamburger Glockenlager zurück.
Diese wurden jedoch zugunsten eines neuen Glockenspieles von der Heidelberger Glockengießerei Friedrich Wilhelm Schilling in der Tondisposition g1-a1-h1-c2 , dann chromatisch bis g4 umgegossen. Für den automatischen Betrieb des nun 35 Glocken umfassenden Carillons baute die Orgelbaufirma Heinrich Vogt aus Frankfurt am Main-Höchst einen Spielapparat mit Lochkartenpneumatik und einen in die Mechanik des Automaten eingreifenden Handspieltisch, auch Stokkenklavier genannt.
Im Jahr 1959 goss die Firma Friedrich Wilhelm Schilling für das Handspiel noch einmal 5 Glocken bis c5 hinzu und erweiterte damit den Umfang des Glockenspieles auf insgesamt 40 Glocken.
Die 1994 installierte Anlage in Digitaltechnik besitzt nun gegenüber der alten Version separat angelegte Konstruktionen für das Handspiel und den elektronisch gesteuerten Automaten mit seinen von außen die Glocken anschlagenden Magnethämmern. Dabei wurde auch gegenüber der vorigen Konstruktion der Handspieltisch um 180 Grad gedreht und die Lage seiner Tasten für Manual und Pedal der international gültigen Norm angepasst.
Durch die Königliche Glockengießerei Eijsbouts in Asten (Niederlande) wurde gleichzeitig der Umfang des Glockenspieles im Diskant um weitere 7 Glocken erweitert, so dass nun im Manual die üblichen vier Oktaven, von der die Literatur für Glockenspiel ausgeht, zur Verfügung stehen. Der alte Glockenbestand wurde in derselben Gießerei geprüft und, wo nötig, in der Stimmung korrigiert. Das nun 47stimmige Glockenspiel von Alt-St. Nikolai erklingt (automatisch) täglich um 9.05, 12.05 und 17.05 Uhr mit jeweils zwei Melodien, die den Zeiten des Kirchenjahres (leider nicht immer) angepasst werden.
Hinweis: Auf der im Axel-Gerhard-Kühl-Verlag (jetzt Bauer Studios, Ludwigshafen) erschienen CD „Frankfurt am Main: Glocken, Glockenspiel, Großes Stadtgeläute“ (AGK 12 220) ist das Glockenspiel der Alten Nikolaikirche mit drei Liedbearbeitungen mit von der Partie.